11. Januar 2014 geposted in Allgemeines, Sport, Tools, was anderes | Kommentare deaktiviert für Oru Kayak – Test unter realen Bedingungen
Vor einiger Zeit (mittlerweile doch schon ca 1 1/2 Jahre her) schrieb ich einen kurzen Beitrag zu einer potentiellen ECGA-Erweiterung. Damals kam eine kleine Ideenschmiede in den USA gerade mit der Idee eines „echten“ Faltkajaks auf den Markt. Bisher waren Faltkajaks oder auch -kanus immer eine Sammlung von Streben, oder Luftschläuchen über die eine Stoffhaut gezogen wurde. Viel basteln vor dem Ablegen ist dann immer angesagt. Dies ist auch einer der Hauptgründe, warum ich bisher nie eines besaß. Wahrscheinlich würde ich es ein paar mal auf- und abbauen, dann irgendwann aufgebaut lassen um es zum Herbst hin ein letztes mal auseinander zu nehmen um dann auf dem Dachboden bis zum St. Nimmerleinstag Staub anzusetzen.
klein, leicht, transportabel
Die Idee hinter dem Oru Kajak begeisterte mich daher von Anfang an. Die Ausgangslage war eine Kickstarter-Campagne, die es leider nicht erlaubte das Kajak auch aus dem Ausland zu ordern (später kam dann doch noch eine Variante mit fast 400$ für den internationalen Versand hinzu), sonst wäre ich einer der ersten gewesen. Zumal die Erstfinanziers mit knapp 500-750$ noch recht günstig einsteigen konnten. Mittlerweile kann man das Kajak, auch mit internationalem Versand, direkt bei Oru Kayak bestellen. Dafür zahlt man für das blanke Boot mittlerweile rund 1100,- $ (plus Porto, Zoll, MwSt,…). Ein deutscher Händler ist mir bis jetzt zumindest nicht bekannt, dürfte sich aber wahrscheinlich in nächster Zeit finden lassen.
Selbstleuchtend dank einer Hand voll LedLenser
Aber genug des unschönen, finanziellen Teils, kommen wir zu den wesentlichen Eigenschaften des Kajaks. Denn ich hatte die Möglichkeit dieses Kajak zu testen. So richtig im echten Leben, auf dem (derzeit wirklich kalten) Schweriner See spazieren zu fahren. Möglich gemacht hat das SportCheck, die den Test über ihren Facebook-Auftritt auslobten. Anlass war die Prämierung des Oru Kayaks als All Winner des ISPO Brandnew Award. Dieser Blog hier war ihnen zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannt, aber ein Testbericht ist auch auf dem SportCheck-Blog zu finden (und nein, keiner sagte mir, was ich schreiben sollte).
Unterwegs in Grabow
Nun aber zu den echten Eigenschaften: es ist faltbar. Gut, heißt ja auch Faltboot. Aber dieses Boot muss man richtig zu falten. Wie die kleinen Papier-Frösche die meine Tochter aus der Schule mitbringt. Ein Knick hier, ein Falz da, jetzt hier umlegen, dann da den Bügel drüber, hier ein Schnellverschluss und zum Schluss nur noch einsteigen und lospaddeln. Das geht recht gut und mit ein wenig Übung auch echt schnell. In 2 Wochen habe ich das Kajak rund 10 mal aufgebaut und am Ende war ich bei unter 5 Minuten vom Ausladen aus dem Auto bis zum Einsteigen und Lospaddeln (inkl. Schuhwechsel, Sprayhood anlegen, Paddel und Kameras vorbereiten).
Das Einsteigen war dann gleich die erste Hürde. Schmales Boot und der Knick im Rumpf sorgen zwar für eine gute Endstabilität, haben dafür gegenteilige Auswirkungen im Stand (und wer steigt schon bei voller Fahrt ein). Erschwerend kommt hinzu, dass meine langen Beine es mir nicht ermöglichten mich erst reinzusetzen und dann die Füße nachzuziehen. Das klappt im Kanu Prima, geht hier aber nicht, da das Loch „etwas“ zu kurz geraten ist und ich mein Knie nicht am Alu-Süllrand vorbei bekomme. Also auf den hinteren Rand gesetzt, was zu lustigem Schwanken führt, und dann mit den Beinen voran in das Cockpit gleiten lassen. Einmal drin passt alles, auch wenn ich Anfangs große Schwierigkeiten mit der Fußstütze hatte, die mit meinen langen Beinen nicht kompatibel zu sein schien, sich dann aber doch irgendwie einstellen ließ.
auf dem See, im Hintergrund die Mühle in Bad Kleinen
Auf dem Wasser alles bestens. Einmal an das Boot gewöhnt, fährt man irgendwann auch nicht mehr Zick-Zack, sondern kann die Schläge schon ziemlich fein justieren und bekommt dann schon fast so was wie einen klaren Kurs hin. Auf offener See ist das Boot allerdings recht Luv-gierig, da der Schwerpunkt nicht genau in der Mitte ist, sondern durch die Beine leicht zum Bug hin verlagert. Dadurch bekommt man recht großzügigen Stauraum hinter dem Sitz, der allerdings nur schwer zugänglich ist (man kann große sperrige Dinge, wie den Kletterrucksack. aber schon beim Aufbauen dort platzieren). Wie viel Gepäck das Boot verträgt wollte ich aber lieber nicht testen, denn viel Freibord hatte ich nicht mehr. Generell dürften kleinere, leichtere Passagiere mit dem Boot aber besser zurecht kommen.
Die Haltbarkeit lässt sich derzeit noch nicht richtig einschätzen, dürfte aber höher sein, als eine Variante aus mit Stoff überzogenen Grundgerüsten. Der Aufbau aus Hohlkammerkunststoff, ähnlich wie die Doppelstegplatten an eurem Wintergarten, sorgen zumindest dafür, dass, selbst wenn die äußere Schicht duchbohrt, -stochen oder sonst wie beschädigt ist, ihr nicht gleich untergeht. Die Faltstellen sollen laut Hersteller problemlos 20.000 Faltungen überstehen, allerdings sind die Knicke auch die besonders exponierten Kanten, welche bei Grundberührung wahrscheinlich am meisten leiden. Hier wird die Zukunft erst noch zeigen müssen, wie intensiv so ein Kajak beansprucht werden kann.
Auch im Dunklen gut sichtbar
Alles in allem finde ich Schade, dass ich das Kajak aber wieder abgeben musste. Ich hätte es gerne noch länger über unseren See gesteuert. Oder zumindest mal im Sommer, wenn es warm ist und man sich auch eine Kenterung erlauben kann, an seine Grenzen geführt. Vielleicht wird es ja noch was, wenn es eine leicht größere Variante gibt, könnte ich doch noch schwach werden.
Mit elBarto in Grabow
Ganz großen Dank möchte ich auch noch elBarto aussprechen, denn ohne ihn wäre dieser Test, bzw. ich, wohl ins Wasser gefallen. Er stellte mir unkompliziert ein passendes Doppel-Paddel und Sprayhood zur Verfügung und machte mit mir die erste Runde auf den Kanälen in Grabow.
Dieser Test hat mir, auch wenn es mit nur 5 – 6 Grad meist nicht wirklich warm war, extrem viel Spaß gemacht. Das einzig betrübliche ist, dass meine schöne wasserdichte Cam das Ganze nicht überlebt hat. Sie war nach einem Akkuwechsel auf dem Wasser wohl nicht mehr ganz so wasserdicht wie gedacht und hat die daraufhin folgenden Tauchgänge am Paddel nicht überlebt (ich wollte ein paar Bilder vom leuchtenden Unterwasserschiff machen :-/ ).
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im Vergleich zum Familiendampfer
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Nacht
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Größenvergleich
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Nacht
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am Elde-Müritz-Kanal
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Verfolgungsfahrt
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ganz schön anstrengend
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am Wallensteingraben
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Perspektive
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auf dem See
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Bein voran hinein
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leere Bootshäuser
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Anlandung in Hohen Viecheln