…von und mit rehwald

Attacke!!!

17. Juni 2011 geposted in laufen | 3 Kommentare »

Heute früh ritt mich der Schalk und so startete ich zum ersten Mal in so etwas wie ein Intervalltraining. Taktgeber sollte, wie gewohnt, meine Forerunner sein. Das Programm wurde schon vor längerer Zeit mal programmiert und, so dachte ich zumindest, sollte auf meine Bedürfnisse angepasst sein. Vorgaben waren: lockeres Einlaufen und dann 6 mal 400m Tempo (um die 4:59 /km) um dann eine Trabpause zu machen in der der Puls auf unter 75% Maximalpuls sinken sollte. So zumindest der Plan. Doch die Realität sah nicht ganz so schön aus wie auf dem Papier geplant:

Freitag früh, 5:55 Uhr: es geht los:

Lockeres Einlaufen also, ich drücke auf Start und trabe los. Langsam zieh ich auf meine gewohnte Strecke dahin. Es läuft gut, denn es ist noch schön kühl an diesem Morgen mit knapp über 10°. Fröhlich lächelnd grüße ich noch ein paar Nachbarn die sich mit einem zur Faust geballten Gesicht auf den Weg zur Arbeit machen.

5 1/2 Minuten später, ich bin am See, warm und starte das Programm. 400m Vollgas. Die Uhr piept mit den Vögeln um die Wette; „schneller!“. Also lauf ich ein bisschen schneller als gedacht. Aber es geht. Die Uhr piept immer noch. Also noch ein bisschen fixer. Sie hört aber nicht auf. Also aufs Display geschaut, was angesichts des wilden Herumgewackels nicht ganz einfach ist und mir außerdem die Sicht auf die vielen Wurzeln auf dem Uferwanderweg nimmt. „zu schnell“ steht da. Also Tempo wieder raus. Ich pendle so zwischen Pest und Cholera „zu schnell“ und „schneller“ fröhlich hin und her.

Wildes Gebimmel setzt ein, die 400m sind durch. Ich auch. Jetzt erst mal lockeres Traben um wieder runter zu kommen. Das soll ich noch 5mal machen? Schaffe ich nie. Und so trotte ich vor mich hin und genieße die morgendliche Landschaft. Ich schnaufe schon nicht mehr wie eine Dampflok und kann mittlerweile auch die Vögelchen wieder hören, die da gar fröhlich tirilieren. Moment, das war gar kein Vogel; „schneller!“. Mist, war gar kein Vogel, sondern die Uhr.

Ich hetzte den Wanderweg lang. Vorbei an Bäumen, den Vögeln und dem See. Ein einsames Reh guckt mich verständnislos an und läuft vor Schreck nicht mal weg. Die Uhr piept mittlerweile in einem anderen Ton.  „Tempo im gewünschten Bereich“. Arrgghh, wegen dieser Informationsgewinnung eben fast die Wurzel übersehen. Blöde Uhr. Die Quittung folgt prompt: „schneller!“. Ich springe über umgefallene Bäume und über Wurzeln wie ein junges Rehkitz und versuche es meiner Uhr recht zu machen. Das erhoffte wilde Gebimmel setzt ein und ich hab die zweiten 400m geschafft.

Die schlimmste Passage der Strecke kann ich nun gemütlich entlang traben. Da gibt es ein paar böse Stolpersteine und man muss ziemlich aufpassen. Es sind aber nur 260 Meter die ich mich erholen darf. Dann heißt es wieder „Tempo“ und „schneller!“.

Also weiter, ich habe mich meinem Schicksal ergeben. Habs ja selber so gewollt. Schon nach 150m kommt eine Schlüsselstelle. Mist, 20m Höhenversatz auf knapp 80m Streckenlänge verteilt. Eine Alternative ist die Strecke geradeaus weiter zu laufen und zu hoffen, dass es am nächsten Abzweig besser passen wird. Nicht bedacht habe ich dabei, dass genau dorthin ein Abschnitt mit wilden Holzansammlungen auf dem Weg installiert wurde um die schlimmsten Schlammlöcher angeblich besser passierbar zu machen. Echte Knüppeldämme quasi. Die Hölzer liegen da nun schon ein paar Jahre und sind in einem, sagen wir mal, desolaten Zustand. Und so Hüpf und spring ich zwischen Modderlöchern, wilden Ästen und den rudimentären Resten der Wegbefestigung herum und versuche dabei nicht wesentlich langsamer zu werden. Es klappt besser als gedacht, allerdings wohl eher nach dem Motto „datt Glück is mit die Doofen“.

Der zweite Abzweig kommt in Sichtweite und ich bin immer noch mit hohem Tempo unterwegs. Mist, was nun. Doch die errettende Melodie der Uhr deutet mir an, dass ich wieder langsamer werden darf. Und genau das werde ich, denn dieser Anstieg hier ist noch steiler als der Vorherige und schlängelt sich nicht gutmütig mit 25% Steigung den Hang hoch, sondern besteht aus einer in den groben Lehm des eiszeitlichen Hangs geschlagenen Treppe, welche nur mit groben Holzbalken daran gehindert wird sich in eine durchgehende Rutschbahn zu verwandeln. Das Ganze Quer zum Hang, was dann bei etwa um die 80% Steigung herauskommt. Die Erholungspause wird zur Herausforderung, denn der Puls steigt weiter ins Unendliche statt auf Erholungsniveau zu sinken. Bei der Geschwindigkeit ist es genau anders herum. So zieht sich diese Trabpause auf mehr als 4 1/2 Minuten hin.

Oben angekommen und den asphaltierten Radweg erreicht, treibt mich die Uhr dann aber gleich wieder an. „Tempo“ ist angesagt. Leicht bergab geht es einigermaßen. Gut kann ich nicht behaupten, dafür fühlte ich mich noch viel zu ausgelaugt. Aber es geht. Pünktlich zum Ende des nächsten kleineren Anstiegs sind die 400m wieder vorbei. Na super.

Der Erholungstrab bergab, nicht so viel langsamer als die vorhergehende „Tempoeinheit“, ist dann auch pünktlich auf der Sohle der Senke wieder vorbei. Ich kann nicht mehr, lauf aber trotzdem wieder was noch geht. Das fünfte Intervall muss mindestens noch durchgezogen werden. Die Uhr piept immer noch wie wild umher, wird jedoch von mir mittlerweile komplett ignoriert. Ich kann die Anzeige durch den Schleier aus Schweiß und vor Zittern eh nicht mehr entziffern. Vielleicht sollen dafür die unterschiedlichen Melodiefolgen sein. Leider hab ich mir noch nicht gemerkt, welche was andeuten soll. Aber ist mir im Augenblick eh egal. Stattdessen überlege ich mir, warum ich mich vorhin nicht einfach wieder umgedreht habe, als der Wecker klingelte.

Ich komme aus dem Wald heraus, gerade Strecke, das Dorf schon in Sichtweite. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr meint irgendwas von noch knapp 90m. Auf dieser schnurgeraden Strecke mit regelmäßigen Pfosten an der Seite, kommt mir das unendlich lang vor. Doch auch das ist irgendwann geschafft. So wie ich auch. Der Erholungstrap wird schon so langsam, dass es Gehen ist. Doch das rächt sich sofort, denn der Puls fällt rapide ab und nach nur 48 Sekunden und 80m heißt es wieder „Tempo“.

„Na los, den letzten“ redete ich mir ein und laufe wieder los. Langsam wie noch nie, lief ich also wieder. Nicht mal das von der Langstrecke gewohnte Tempo hab ich drauf. So dachte ich zumindest (die spätere Auswertung zeigte ganz andere Werte). Mehr an Gedankenspielereien war nicht mehr drin. All die Vögelchen, die kleinen Feldmäuse am Wegesrand, die Blümchen, Bäume und der rosa Elefant mit den Luftballons waren mir egal. Ich wollt nur noch ins Bett. Aber das Elend war pünktlich bei Erreichen des Ortseinganges vorbei. Gott sei Dank muss ich nicht im Angesicht der tratschenden Nachbarschaft mit vor Anstrengung verzehrtem Gesicht durch den Ort rennen. Ich trotte so viel lieber gemütlich nach Hause und lege mein Lächeln wieder auf. Daheim falle ich K.o. auf die Couch und Wecke mit Gebrüll den Nachwuchs. Geschafft. Alle sechs Intervalle. Tschaka!

 


 

Morgen ist nun erst mal Ausspannen angesagt (mir eh die liebsten Trainingseinheiten), denn da bin ich in Sachen #LiMV unterwegs.

Jetzt amtlich: 15km sind zu schaffen

15. Juni 2011 geposted in laufen | Kommentare deaktiviert für Jetzt amtlich: 15km sind zu schaffen

Ab sofort amtlich; meine Strecke beim 5-Seen-Lauf:

 
Strecke bei gpsies.de

Wunschzielzeit: unter 1:30:00
(nur damit ich hinterher nicht was anderes behaupten kann… 🙂 )

Update 26.6.: beim heutigen Orga-Lauf der Fuenf-Seen-Laufgruppe auf den offiziellen Strecken hat die inoffizielle Zeit schon mal 1:28:32 (hat grade so noch für den letzten Platz gereicht 8) ) ergeben 🙂 allerdings bei nur 12° und Nieselregen. Aber da geht noch was, bin einige Kilometer mit Puls bei 130Hz gelaufen. Auf jeden Fall bin ich schon total gespannt wie der Lauf wird 😀 …

Warum bloge ich eigentlich plötzlich übers Laufen?

9. Juni 2011 geposted in laufen | 11 Kommentare »

Kurzfassung:

weil ichs kann! Also, laufen mein ich. Bloggen natürlich auch. Aber das ist ja keine Kunst.

Langfassung:

ich kann laufen! Seit… mal kurz überlegen (na gut, im Kalender nachschauen)… 7 Wochen laufe ich nun. Noch etwas unregelmäßig und ich weiß auch noch nicht wirklich wohin (leistungsmäßig).

Aber: ICH LAUFE!!!!!

Für den ein oder anderen da draußen ist das vielleicht nicht weiter erwähnenswert, aber ich finde das cool und bin so stolz, das glaubt keiner. Das muss jetzt hier einfach mal raus.

Zur Erklärung warum ich das so cool finde ein paar Sätze:

Ich war 2 1/2 oder gerade 3 Jahre alt (ich kann mich noch genau dran erinnern, als wäre es gestern gewesen 🙂 ), da bekam ich immer öfter immer weniger Luft. Eines Tages war es so schlimm, dass meine Eltern schon wahnsinnige Panik schoben. Erstickungsgefahr. Der Arzt war telefonisch alarmiert und sagte, noch am Telefon, nur: „So schnell wie möglich ins Krankenhaus!“ Das nächste Krankenhaus war (und ist es auch heute noch) in Wismar. Die so genannte „Schnelle Medizinische Hilfe“ hatte nur diesen hochtrabenden Namen weil er eben hochtrabend war. Ankunft eines Wagens in frühestens 45 Minuten. Schneller für ein Barkas damals nicht und dazu waren dies auch noch alle gerade im Einsatz um irgendwelche alten Mütterchen spazieren zu fahren oder doch den ein oder anderen schwer Verletzten von einer volkseigenen Baustelle oder aus der Werft zu holen. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, der eigene Wagen (oder auch zwei bis fünf) vor der Tür war damals im real existierenden Sozialismus eher schwierig. Vor allem für eine junge Familie mit 2 kleinen Kindern die noch auf die Sägemehl-und-Presspapp-Schrankwand im Einheitsdesign „Erfurt“ spart und den tollen Schwarz-Weiß-Fernseher aus Stassfurt mit einem kleinen Vermögen bezahlt hat. Immerhin gab es schon ein Telefon im Dorf, welches auch noch zum Glück dank des benachbarten Konsums im selben Haus existierte. Da man sich aber gegenseitig half im Kampf gegen die Unbilden der planungswirtschaftlichen Ressourcenverknappung, wurde der Trabbi des Nachbarn bemüht, welche dann den Kleinen, vom Erstickungstode bedrohten und die Mutti mit Vollgas (also maximal 80 bis 90) über die staubigen Landstraßen in Richtung Kreiskrankenhaus beförderten. Mit seltenen und teuren Medikamenten vollgepumpt konnten die Ärzte dann die Situation entschärfen, die Diagnose lautete jedoch: Asthma. Die Prozedur mit dem Nachbarn, Erstickungsanfällen und der Panik sollte sich in den nächsten Jahren oftmals wiederholen, trotz stetig steigender Medikation, Kuren in fernen Ländern (ich hatte sogar einen Kurplatz auf Zypern beim Klassenfeind sicher) und steter Schonung vor körperlicher Anstrengung. Die nach und nach dazukommenden Allergien gegen nahezu alles was aus dem Boden wächst und drauf rum läuft machten es nicht besser. Vor allem wenn man auf dem Dorf wohnt und der Bauer die fleißigen Volkseigenen Erntefacharbeiter die Heuernte direkt neben dem elterlichen Haus einfuhren. Ich bekam Medikamente aus dem Westen, die Ampulle mit 50 Tabletten für 70 Mark. West! Die reichten knapp 9 Tage. Das Notfallspray von Bayer wurde gehütet wie ein Goldschatz und durfte nur knapp vor Ohnmacht benutzt werden. So wurde ich langsam größer, eingehüllt in Watte, die mich vor jeder Anstrengung schützen sollte, mich aber nicht davon abhalten konnte auf Bäume zu klettern und in Heumieten rum zu turnen um am Abend dann auszusehen wie ein Streuselkuchen und schnaufend wie eine Dampflok mit Vollgas Mutti erklären zu dürfen, was wir denn alles Tolles gemacht haben.

Dann kam die Pubertät. Auf Bäume klettern wurde uncool. In Heumieten hielt man sich nur noch auf um heimlich zu quarzen. Ich musste aber nicht an den Glimmstengeln nuckeln um aus dem letzten Loch zu pfeifen. Das ging auch so. Auch wenn es mit der Coolness nicht weit her ist, wenn man ständig rasselnde Geräusche bei jedem Atemzug von sich gibt, hielt mich das nicht ab, das zu tun, was alle jugendlichen in diesem Alter so tun: abhängen.

Die Wende nahte, mit ihr Farbfernsehen, Junk-Food und der erste Computer, ein Amiga 500, war von einem Teil des Jugendweihegeldes angeschafft. So wurde ich also der Computerfreak in meiner Klasse. Immerhin zur damaligen Zeit ein Alleinstellungsmerkmal, war ich doch der mittlerweile etwas pummelige, der beim Sport nie mitmacht und in der Pause eh nur auf der Bank saß. Ärztlichen Attesten sei Dank. Und so verbrachte ich meine Schulzeit damit auf Bänken herumzusitzen, beim Sportunterricht immer den Schiedsrichter für Sportarten von denen ich keine Ahnung und auch kein Interesse für hatte zu spielen. Selbst 60m-Läufe bin ich nur ganz selten und „außer Konkurrenz“ gelaufen. Und so wuchs ich zu einem stattlichen jungen Pickelgesicht heran. Und das in wirklich alle Richtungen. Meine Oma sagte immer „stattliche Erscheinung“.

Die Bundeswehr ließ sich im Jahre 1997 vielleicht von Leberschäden, potentiellen Nierenversagern und gerissenen Kreuzbändern beeindrucken. Wenn man aber sagte, dass man Ahnung von Computern hat und auch in der Richtung später studieren wollte, halfen einem auch keine Atteste über Asthma, 5 dutzend Allergien und eine medizinische Musterung beim Medizinischen Dienst, die abgebrochen werden musste, weil der Kandidat beim Belastungs-EKG nach 5 Minuten einen Puls von 220 bei einer Leistung von 120Watt erreichte, bevor er vom Rad fiel. Also wurde ich eingezogen. Ich war der einzige, dem sogar der Ausflug auf den gemütlichen 5km Marsch verweigert wurde und der in der 2. Hälfte der Grundausbildung die Kaserne nicht mehr in Richtung Truppenübungsplatz verlassen durfte, weil die Sanitäterin bereits 2 Mal Panik schob, weil man den auf mittlerweile mehr als 2 Zentner angewachsenen Rekruten nicht mehr aus dem Gebüsch in den Bully bekam. Durfte ich so doch hinter den dicken, kühlenden Kasernenmauern bleiben, während sich der Rest bei 38° im Schatten in Geländespielen übte. Während der eigentlichen Dienstzeit war das alles kein Problem, war doch die anstrengendste Herausforderung morgens und nach der Mittagspause die Treppe zum ersten Stock ins Büro zu kommen um dort meinem bärtigen und langhaarigen Hauptmann den Kaffee zu kochen und Urlaubsscheine, Reservistenanträge und ähnliches zu bearbeiten. Außerdem stand dort einer der 2 Rechner der Einheit. So wuchs ich auch dort mit meinen Aufgaben.

Es folgten ein Studium, Ausbildung, Arbeit und normaler Alltagstrott. Immer gab es viel zu tun, immer irgendwas am Rechner. Zwischendurch eine Familie gegründet, Haus gebaut, Baum gepflanzt. Der Rechner wurde immer mehr zum Arbeitsinstrument und immer weniger zum Hobby. Ich suchte mir neue Ziele und Ausgleich vom Alltag im Geocaching und scheiterte bei allem was körperlich über 500m Feldweg in einer Stunde hinausging. Irgendwann hing ich dann doch mal beim Klettern in den Seilen an einem Baum. 6m. 30 Minuten. Die Hölle. Aber das Adrenalin war geil. Wenn das nur nicht so anstrengend wäre. Doch das war es auch noch lange danach und es wurde eher schlimmer als besser, denn ich machte mir das Leben und mich selbst immer schwerer.

Im Frühjahr 2010, ich komme kaum mehr in den dritten Stock im Büro ohne Atemnot, stieg ich nach langer Zeit mal wieder auf die Waage. Eher ein Versehen als Absicht, versuchte ich doch immer einen Bogen um dieses fiese und gemeine Ding zu machen, ahnte ich doch, dass die Anzeige nicht freundlich zu mir sein würde. Und sie war es nicht. Mehr als 130 Kilo zeigte sie an. So kann das nicht weitergehen. Ich versuchte es mit laufen. Das erste Mal in meinem Leben. „Das muss was bringen so anstrengend wie das ist“, dachte ich mir, eine große Portion Nudeln in mich reinschaufelnd, als ich den ersten Lauf über 3 km hinter mir hatte, von denen ich immerhin gigantische 800m wirklich gelaufen bin. In 100m Bröckchen. Am nächsten Tag gleich wieder, mich schon auf die Portion Pommes im Anschluss gefreut, bekam ich Schmerzen im Schienbein. Diese wurden schlimmer und die nächsten Tage konnte ich gar nicht mehr laufen. Treppen kam ich nur auf dem Hosenboden rutschend hoch und runter. Jetzt wär ein Treppenmofa geil. Die Schmerzen hielten sich am Ende, trotz Antibiotika und Schmerzgel mehrere Wochen.

Bei Twitter aktiv und deutschlandweit mehr oder weniger gut vernetzt, rief RubysRudel zu einem Abnehmduell auf. Wer am meisten seines Gewichtes nach 12 Wochen weg hat, der hat gewonnen. Klang gut und kann zumindest nicht schaden, wusste ich doch, ein Tritt in den Hintern muss sein um Erfolg beim Thema Abspecken zu haben. Und ich hatte Erfolg. Rund 16 Kilo Verlust waren es nach den 12 Wochen. Anfängerglück sozusagen. Dabei auf den Geschmack gekommen machte ich weiter. Hauptmittel: Essensreduktion und das was noch gegessen wurde waren dann im Großen und Ganzen beinahe nur noch Gemüse in Form von Bohnen und Eier sowie Möhren zum Knabbern und Äpfel in großen Mengen. Brot, Fleisch, Süßkram wurde zwar auch noch gegessen, allerdings in Maßen und immer seltener.

Nach einem halben Jahr waren es dann fast 30 Kilo und ich wurde immer schmaler, aber auch schwächlicher. So ist das halt. Man nimmt eben nicht nur Fett ab, sondern auch Muskeln. Sport solle ich machen, wurde mir geraten. Also ging ich ins Fitnessstudio. Und ich ging regelmäßig, denn es fing an Spaß zu machen sich auszupowern. Ein halbes Jahr etwa war ich nun dort. Es fing langsam an eintönig zu werden. Immer dieselben Deckenplatten, Spiegelbilder, Staubmilben hinter den immer gleichen Geräten. 12x 30Kilo hier, das dreimal , dann 12×70 Kilo dort, auch dreimal, dann 12×40 Kilo an dem Gerät. Auch hier: dreimal…. Bei der Beinpresse war ich bereits am Ende. Gerade das Gerät, was mir am meisten Spaß machte, war also schon am Ende. 12 Wiederholungen in 3 Sätzen waren da mittlerweile auch mit 213 Kilo kein Problem mehr. Ich könnte nur noch die Position von Körper, Füßen, Neigungswinkeln variieren, aber es wäre keine Herausforderung mehr. Langweilig sozusagen. Immerhin waren so aber mittlerweile rund 40Kilo runter.

wichtigste Ausrüstung: Schuhe und GPSr

Einen Tag vor Ostern ging dann eine Rundmail in unserer Firma rum. Es wurden sportliche Mitarbeiter gesucht um beim Nachtlauf in 2 Wochen am Firmenbiathlon teilzunehmen, den die Firma dort sponsert. Kurzentschlossen sagte ich also zu. 200m laufen (später sollte sich herausstellen, dass wir die auch wieder zurück müssten), ein bisschen mit Lasergewehren um uns ballern, ich stellte mir schon schwere Karbon- und Keramik-Rüstungen sowie mächtige, futuristische Kanonen vor, sollten doch kein Problem sein.

Am Abend schaute ich mir dann die Veranstaltungsseite einmal in Ruhe an und stellte fest, dass ist schon so spät, dass die Kinder eh bei Oma und Opa übernachten werden müssen. Und nur für die 200m durch die Gegend sprinten extra die 20km Anfahrt? Lohnt ja gar nicht. Also fix noch eine Mail an die firmeninterne Organisationsleiterin geschrieben, dass ich, nur damit sich das lohnt, doch einfach mal die 5km Strecke mitlaufen wollen würde und ob da noch was möglich wäre. Und es war, denn eine Kollegin musste absagen und ich bekam ihren Startplatz, T-Shirt, Altersklasse etc. Projekt 5.2 war geboren.

Im Vorfeld dachte ich noch: „hey, läufst halt ein bisschen, den Rest gehst du einfach“ und machte dann ein paar „Trainingsläufe“ im heimischen Wald. Erstaunlicherweise waren die 5km durchlaufen gar kein Problem. Wow! Kam ich doch vor einem Jahr mal grad noch ein paar Treppen hoch und konnte mich, oben angekommen, mit Müh und Not bei Bewusstsein halten. Doch was ist, wenn die Schienbeinschmerzen vom letzten Jahr wiederkommen? Also vorsichtig laufen und etwas schonen. Der Wettkampf lief dann so gut (wow, ich lauf 5 Kilometer in solche einem Tempo durch! Wow! Und dann die Leute! Wow!), dass ich mich gleich eine Woche später mehrere hundert Kilometer beim nächsten Wettkampf anmeldete. Das machte richtig Spaß und die erreichten Zeiten sind zumindest so gut, dass ich nicht letzter wurde. Die Entfernungen wurden langsam aber sicher größer. Schmerzen? Nix. Nada. Njente. Nur hier ein bisschen drücken, da ein wenig scheuern (vor allem im Brustbereich scheuern die Shirts recht unangenehm, wenn es eine längere Strecke wird). Aber nichts Ernsthaftes.

Letzten Sonntag dann der erste offizielle 10km-Lauf. Zielzeit von unter einer Stunde um knapp 2 Minuten verfehlt. Ich könnte das jetzt auf die 28° im Schatten schieben, aber eigentlich hätte ich nur schneller laufen müssen (was ich auch gekonnt hätte, da war noch etwas Luft am Ende über). Aber das Glücksgefühl im Ziel ist einfach unglaublich. Geschafft!

Nach 30 Jahren Sportvermeidung und 25 Jahren Adipositaskariere kann ich endlich laufen. Also nicht nur ein kurzer Sprint mit anschließender Suche nach einem Sauerstoffzelt, sondern richtiges Laufen. Lang und Weit. Und das ist so toll, dass glaubt keiner, der das, oder ähnliches, nicht schon einmal selbst erlebt hat. Außerdem wurde bei meiner „großen“ Tochter, neben den bereits bekannten Allergien, gerade Asthma diagnostiziert und ich möchte ihr diese Moppelkarriere ersparen. Hierfür gilt es Vorbild zu sein und, anders als meine Eltern damals, sie aktiv zu Sport zu animieren. Das geht von der Couch ganz schlecht.

Und darum werden hier in Zukunft auch noch mehr Laufberichte erscheinen. Natürlich neben den anderen, nicht statt dessen.

Wer weiß wozu es gut ist…

8. Juni 2011 geposted in geocaching | Kommentare deaktiviert für Wer weiß wozu es gut ist…

Gnihihi :mrgreen: :

Willst du wirklich das Billigangebot nehmen...?

(via: xkcd)

28. Schloßgartenlauf Ludwigslust

6. Juni 2011 geposted in laufen | 6 Kommentare »

Gestern waren wir beim 28. Ludwigsluster Schloßgartenlauf. Und mit „wir“ meinte ich die ganze Familie sowie zwei Kollegen. Die eine Hälfte der Familie ist gelaufen, die andere Hälfte feuerte an. So ist die 1,06m große Emma als erste vor allen wieder im Ziel gewesen. Sie es in ihrem allerersten öffentlichen Lauf geschafft sich den 1. Platz ihrer Altersgruppe beim 2km Kinderlauf zu erlaufen 🙂 (ich schaffte es mal grad auf Platz 7 von 8 😐 ).

Augenscheinlich nicht die Größte innerhalb der Konkurenz

Augenscheinlich nicht die Größte innerhalb der Konkurenz

Der Start war zünftig mittels Pistole (Knall, Peng) und so ging es nur 3 Minuten nach den Zwergen auch schon für die „Großen“ los (die Walker wurden bereits vorher in entgegengesetzter Richtung auf den Kurs geschickt). Die breite Allee in Richtung Schloß war ideal um sich erst einmal ein wenig zu orientieren und sich ein Plätzchen in der Gruppe zu suchen, denn es ging  kurz darauf direkt über schmale Wanderwege quer durch den Park.

Alles wartet auf den Startschuß

Jetzt gehts looos!

Da ziehen wir von Dannen

Immer mal wieder geht es über kleine Zierkanäle. Die Brücken dürften die höchsten Erhebungen gewesen sein, die sich uns auf diesem Kurs vor die Füße geworfen haben. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Verlaufen quasi unmöglich. Gott sei Dank, denn auf der zweiten Runde dieses 5km-Rundkurses hatte ich zeitweilig niemanden mehr vor mir, was mir dann doch etwas Angst machte. Vor allem war auch spätestens in der zweite Umrundung kaum noch Zuschauer an der Strecke, da der Großteil die 5km gelaufen ist und man dann natürlich den eigenen Läufern zur Zielgeraden gefolgt ist. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich ja mal nach der ein oder anderen Abkürzung umschauen können… 🙂

Nordic Walküren

Was aber gelegentlich störte waren die Walker, welche auf entgegengesetztem Kurs auf die Strecke geschickt wurden. Darunter auch die inzwischen obligatorischen Nordic Walker. Leider konnten einige (zum Glück nur wenige) von ihnen die gewohnte Art, mindestens im Duett aufzutreten und schnatternd und wild mit den Aluminiumrohren rudernd ihre komplette Umwelt auszublenden, nicht ablegen. Der Weg war zeitweilig etwas schmal, so dass sich zwei entgegenkommende gerade so passieren konnten. Nicht aber besagte Nordic Walküren. Da musste man als Läufer schon mal auf der Außenseite eines Bäumchens um die kleine Gruppe schnatternder Vierfüßer herum jonglieren. Zum Glück waren die Walker aber auf Kollisionskurs, so dass sich die Begegnungen recht kurz hielten und man sich meist dann doch mit einem grimmigen Blick noch freie Bahn verschaffen konnte. Bei gleicher Laufrichtung hätte es wohl mehr „Verluste“ in Folge langer Überholvorgänge gegeben.

Auf den letzten Metern noch einen einen ordentlichen Endspurt...

Der Papa kommt "etwas" später ins Ziel

Während ich also so meine Runden drehte und der lieben Kollegin hinterhergucken durfte wie sie Meter um Meter weiter vor mir her läuft (ok, sie musste auch 5km mehr laufen und wollte wohl zeitig zum Mittag wieder da sein 🙂 ), stieg die Temperatur ins Unermessliche. Später, am Ziel, sollte ich erfahren, dass das Thermometer mittlerweile auf 28° gestiegen ist. Bei so hohen Temperaturen bin ich bisher noch nie gelaufen. Aber es lief gut, denn zumindest meine Sonnenbrille, welche ich vergaß vor dem Start abzulegen, gaukelte mir angenehme Verhältnisse vor. Aber nicht nur ich lief, sondern auch der Schweiß. Auf der Hälfte ignorierte ich dann den Verpflegungsstand mit seinem reichhaltigem Getränkeangebot da es mir einigermaßen gut ging. Immerhin die Hälfte geschafft. Ab jetzt heißt es Kilometer rückwärts zählen. Dabei war der Forerunner aber keine dolle Hilfe, da er immer ein paar Meter verschluckte und so stehts zu spät tirilierte und am Ende locker mal eben mehr als 300m zu wenig aufgezeichnet hat. Auf den letzten zwei Kilometern wollte ich dann noch etwas Gas geben, was auch zum Teil funktionierte, so dass ich auch noch den ein oder anderen Läufer wieder einsammeln konnte. Mein Tagesziel von einer Zeit unter einer Stunde habe ich allerdings nicht ganz erreicht, dafür war es dann wohl doch etwas zu heiß (oder ich einfach zu langsam). Zumindest war es ein guter Testlauf für den Fünf-Seen-Lauf in 4 Wochen.

Am Ziel angekommen, wo im übrigen noch mit klassischer Stoppuhr die Zeit genommen wurde (laut meiner eigenen Messung allerdings sehr exakt), erwartete den erfolgreichen Finisher noch ein obligatorisches Shirt was auch die erfolgreichen Kleinen bekamen und Emma ist wahnsinnig stolz drauf, auch wenn es noch zig Nummern zu groß ist. Das ich die Verpflegungsstation ausließ und auch im Anschluss nur wenig trank, rächte sich übrigens noch mit extrem starken Kopfschmerzen und totaler Niedergeschlagenheit am Nachmittag, was sich aber bis zum Abend wieder einpendelte. Vielleicht hätten wir aber auch nicht noch nach dem Lauf in der prallen Sonne über das Lindenfest gehen und uns dort mit Eis vollstopfen sollen.

Der Lauf war sehr schön und gut organisiert, auch wenn, oder vielleicht auch gerade weil, alles den Eindruck einer reinen Amateur-Veranstaltung von und für gleichgesinnte Lauf-Verrückte machte. Wenn alles klappt, sind wir im nächsten Jahr auch wieder mit dabei. Vielleicht läuft dann sogar die ganze Familie…



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