3. Juni 2010 geposted in Allgemeines, Caches, geocaching | 13 Kommentare »
Heute morgen schrieb ich bereits über eingesammelte Caches im Nationalpark Jasmund. Herr Dr. Weigelt vom Nationalparkamt Vorpommern hat die Caches eingesammelt und entsprechende Hinweise in den Listings der Caches hinterlassen, dass diese dort verbotener Weise liegen und bittet nun den jeweiligen Owner, sich die Dose gegen ein Verwarnungsgeld* bei ihm in der Nationalparkverwaltung wieder abzuholen.
Aufgefallen ist mir dabei, dass nicht alle Caches im Park diesen Hinweis hatten. Also habe ich bei Herrn Dr. Weigelt freundlich nachgefragt, wie er auf die Caches gekommen ist, warum diese eingesammelt wurden und welche Vorgehensweise Cacheowner beachten müssen um Caches auch im Nationalpark legen zu dürfen.
[…]soll ein Nationalpark für die breite Öffentlichkeit ein Ort der Naturerkenntnis und des Naturerlebens sein. Eigentlich also ein Ort des stillen Beobachtens, Staunens, Genießens, Erholens. Der NLP soll deshalb der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, soweit es sich mit dem eigentlichen Schutzzweck verträgt. Dazu dient auch das Verbot, die offiziellen Wanderwege zu verlassen.
Warum solche Regeln notwendig sind, ist sehr leicht zu erklären: Der NLP Jasmund wird jährlich von geschätzten 1 – 1,5 Mio. Menschen besucht. Ziemlich viel für so ein kleines Gebiet von nur 3003 ha Gesamtfläche. Die Spuren, die sie hinterlassen, sind vielfältig. Dazu gehören Müll, Lärm u.a.m., vor allem aber illegale Trampelpfade, deren wir kaum Herr werden. Die ersten treten eine Spur, andere folgen ihnen, und bald ist da ein blanker Pfad, der wie ein regulärer Weg aussieht, so dass viele ihn für einen solchen halten. Besonders beliebt sind Aussichtspunkte an der Steilküste (mit Absturzgefahr!), aber auch anderswo. Da wird auch vor Bodendenkmalen (Großsteingräbern, Hügelgräbern, Burgwällen) nicht Halt gemacht. Und für den Wald, das Ökosystem ist es ziemlich gleichgültig, ob der, der da durch den Busch läuft, ein Geocache sucht oder nicht. Es ist so oder so eine Beunruhigung. Die Geocacher, auch wenn die Gemeinde wächst, stellen ja nur einen kleinen Teil der Besucher. Aber offenbar gehen sie öfter von den Wegen ab als andere. Anmerkungen zu manchen Caches, wie z.B. die, man solle das Wegegebot im NLP beachten „bis auf die letzten 100 Meter“, machen das deutlich. Manchmal wirkt der Hinweis auf den Nationalpark eher wie ein Tipp, sich nicht erwischen zu lassen.
Kurz: Es geht um ein Problem, das wir nicht ignorieren können.Zur Vorgehensweise:
Die Geocacher-Gemeinde ist, zumindest für uns, nicht sehr übersichtlich, und die meisten verstecken sich hinter einem Pseudonym. Bei der Frage, ob wir uns um die Leute oder um die Caches kümmern wollen, haben wir uns deshalb für die Caches entschieden, deren Besitzer vielleicht reagieren werden, zumal die Kommunikation im Internet auf breite Kenntnisnahme nicht nur bei den Besitzern hoffen lässt. Es hat ja auch ein Besitzer sogleich nicht nur die von uns eingezogenen Caches im Netz stillgelegt, sondern gleich noch ein paar weitere, die wir ebenfalls schon auf der Liste hatten. Es scheint also zu funktionieren.
Es ist aber nicht eine ausschließlich abwehrende Haltung der Nationalparkverwaltung da hinter, sondern es gibt auch genügend Möglichkeiten beständige und naturverträgliche Caches zu legen. Ein Cache im Park liegt bereits so, dass er nicht nur bestehen bleiben darf und wird, sondern der Cache wird auch zukünftige Baumaßnahmen überleben. Normalerweise werden schon im Zuge von einfachen Aufräumaktionen, erst recht aber bei Bautätigkeit, Caches einfach entsorgt. Nicht so im Nationalpark Jasmund:
Wir haben für den NLP Jasmund festgelegt: Caches am Weg werden nicht angerührt, Caches abseits der Wege werden eingezogen. Mit Wegen sind die offiziellen, also die markierten und beschilderten Wege gemeint, nicht die illegalen Trampelpfade. Dass nach kurzer Zeit neue Cacher kommen, vermuten wir auch. Und ein paar Schlaumeier, die es nun erst recht wissen wollen, finden sich immer. Aber wir hoffen, dass wir am Ende erfolgreich sind, wenn wir langfristig konsequent agieren.
Kürzlich haben wir einen Cache gefunden, der eigentlich bleiben kann. Aber die Treppe, unter der er versteckt war, muss neu gebaut werden. Holztreppen halten nicht ewig. Den legen wir anschließend wieder zurück.
Schon in der Vergangenheit hat die Verwaltung an der Ausarbeitung mit dem WWF und dem deutschen Wanderverband an der Ausarbeitung der bereits bekannten und unter Geocachern nicht ganz unumstrittenen (da eigentlich nur Selbstverständlichkeiten enthalten sind) Verhaltensregeln für das Geocaching in Schutzgebieten mitgearbeitet. Seitens der Verwaltungen ist dieses „Regelwerk“ ein großer Fortschritt und bedarf im Grunde nur der breiten Beachtung durch die Geocaching-Gemeinde.
Wer nun nicht sicher ist, ob sein Cache im Nationalpark bestehen bleiben kann, sollte einfach mal Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort aufnehmen. ein kurzer Blick auf die Karte auf der Webseite des Parks gibt aber mit Sicherheit schon Aufschluss darüber, ob der Cache gefährdet ist oder nicht. Cacher die eindeutig wissen, dass ihr Cache nicht ok ist, sollten den Cache möglichst umgehend entfernen um nicht ebenfalls einem Verwarnungsgeld* ins Auge blicken zu müssen.
Der Abschließende Satz unserer Kommunikation macht Mut, einfach mal aufeinander zu zugehen.
Bei Bedarf stehe ich natürlich gern zur Verfügung. Wenn ein Cacher mich vorher fragt, kann er sich nachher auch auf mich berufen und hat keine Probleme. Man kann zwar manche Dinge grundsätzlich erklären, und manches kann man von vorn herein ausschließen. Aber oft hilft eben nur die Prüfung des Einzelfalls.
[…] Mir ist alles recht, was zur Problemlösung und friedlichen Koexistenz beiträgt.
In diesem Sinne, friedliches und rücksichtsvolles Miteinander.
*bis 35,-€, je nach schwere der „Tat“