22. August 2008 geposted in Allgemeines | 17 Kommentare »
Sonntag Abend, 19:45. Die Zeit drängt. Den Kindern schnell noch einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn gegeben und dann an den Rechner. Sicherheitshalber lief er schon. Also schnell die Seite von Sepp&Berta aufgerufen, eingloggt und den Warenkorb aufgerufen. Diesen hatte ich bereits am Donnerstag gefüllt, als ich meinen Kundenaccount erstellt hatte. Die Coins sind noch als nicht verfügbar gekennzeichnet, also erst mal den Fernseher angemacht. Ich weiß nicht mehr, was lief, denn meine Lieblingsmitcacherin tönte bereits „was kaufst du denn da schon wieder für einen Blödsinn!?“. Die Antwort muss warten, denn die Aktualisierung ergab, dass die Coins plötzlich verfübar sind. Es ist 19:54 Uhr. Die Frau weg geschickt und auf Kasse geklickt. Dann die Frage wie ich zahlen möchte direkt mit „Sofort“ beantwortet. Ich möchte ja schließlich nicht bis Ende der nächste Woche auf meine Neuerwerbung warten. Die Bestätigungsseite kommt – „Wir beglückwünschen Sie zum Erwerb dieses…“ – oder so ähnlich. Das ging ja schnell. Es ist erst 19:56. Dann beginnt das Warten.
Ich halts nicht mehr aus. Ich will nicht mehr warten. Es ist immerhin schon 20:00. Also zur Ablenkung meine Heldentat bei den Dosenfischern protokolliert.
Andere Süchtige berichten ebenfalls von ihren Erlebnissen. Gegenseitiges bewundern oder mitleidiges, virtuelles Kopfschütteln setzt ein. Langsam sinkt der Adrenalin-Spiegel wieder auf Normalniveau. Das Hyperventilieren lässt langsam nach. Meine Gattin meinte, dass sie sich gerade eine halbe Stunde angeregt mit mir unterhalten habe. Ich weiß von nix. Dann herscht erst mal Ruhe. Die Coins sind inzwischen schon alle Ausverkauft.
Einen Tage später: die ersten aus der Selbsthilfegruppe berichten von eingegangenen Versandbestätigungen. Mein Postfach wird ab sofort im 2 Minuten-Rythmus kontrolliert.
Tag Zwei: die Nervosität steigt, ich trau meinem Outlook nicht. Das hat die Mail doch bestimmt automatisch gelöscht. Jetzt wird auch der Webmailer minütlich kontrolliert. Man weiß ja nie.
Tag Drei: ich halts nicht mehr aus. Die ersten haben bereits die Coins in den Händen. Sie haben keine Zeit mehr zum kommentieren, weil sie ihre Coins anbeten. Ich geh erst einmal in die Garage und bastel mir einen Schrein. Den Spamfilter hab ich abgeschaltet. Dem hab ich noch nie getraut. Der Postbote meinte, dass es das erste mal ist, dass ihn ein Mensch anspringt und dabei knurrt. Ab sofort schmeißt er die Post nur noch aus dem fahrenden Auto in den Vorgarten. Praktisch, da können die Kinder die Post viel einfacher aufsammeln.
Tag Vier: ich dreh durch. Das Valium wirkt nicht mehr. Ich kann nicht mehr ruhig schlafen. Und gegessen hab ich seit vorgestern nix mehr. Zumindest wenn man die 10 Chipstüten, das Schnitzel, das halbe Brot mit Wurst und den Kuchen nicht mitrechnet. Am Mittag kommt eine Entschuldigungsmail von Claudia. SIe entschuldigte sich vielmals, dass die Buchung des Geldes übersehen wurde und meinte, dass die Coins auf dem Weg seien. Endlich. Ein Ende des Martyriums ist in Sicht. Vor Aufregung dem Hund ein Küsschen gegeben und mit der Frau Gassi gegangen.
Tag Fünf: warten auf Feierabend. Ich will endlich nach Hause um den Postkasten Vorgarten zu kontrollieren. Chef meint das ginge nicht. Nachbarn per Telefon terrorisiert. Meinte, dass die noch nicht durch sein. Ich glaub ihm nicht. Die anderen Nachbarn bestätigen dies aber. Alle Acht. Ich sollte demnächst weniger vor die Tür gehen.
Heute waren sie endlich in der Post. Meine Dosenfischer-Geocoins. Und so sehen sie aus:

- Dosenfisch
Zum Abendbrot Hering. Lecker.